Paul von Hindenburg entstammte einer ostpreußischen Adelsfamilie. Er schlug eine Militärlaufbahn als preußischer Offizier ein. Als Leutnant nahm er 1866 am Deutschen Krieg und 1870/71 am Deutsch-französischen Krieg teil. Später wurde er in den Großen Generalstab versetzt und ging 1911 als General der Infanterie in den Ruhestand. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde er reaktiviert und nach der Schlacht bei Tannenberg zum Generalfeldmarschall befördert. 1916 übernahm er die Oberste Heeresleitung. 1925 wurde er zum Reichspräsidenten gewählt. 1932 erfolgte seine Wiederwahl. Am 30. Januar 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler, was das Ende der Weimarer Republik und den Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bedeutete. Hindenburg verstarb 1934 im Amt.
Nach der Schlacht bei Tannenberg 1914, bei der es gelang, das russische Heer zurück zu drängen, galt Hindenburg in Deutschland als Kriegsheld. Der Mythos Hindenburg war geboren. Er wurde zum Generalfeldmarschall befördert und übernahm 1916 zusammen mit Stabschef Erich Ludendorff die Oberste Heeresleitung. Er trug damit auch die Verantwortung für die deutschen Kriegshandlungen an der Westfront. Noch im Frühjahr 1918 ordnete er mehrere Offensiven an, in deren Verlauf innerhalb von wenigen Wochen 350 000 deutsche Soldaten ihr Leben ließen. Die Oberste Heeresleitung übte faktisch eine Militärdiktatur aus. Hindenburg war für die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und den Sturz der Monarchie mitverantwortlich.
Hindenburg gelang es, nach Kriegsende durch die sogenannte Dolchstoßlegende seine Reputation zu retten. Diese besagt, dass es nur deshalb 1918 zur deutschen Niederlage kam, weil das Heer durch die Aufstände im Deutschen Reich gewissermaßen von hinten erdolcht worden wäre. Damit versuchte er sich der Verantwortung für die militärische Niederlage zu entziehen und schürte so den Hass rechter Gruppen auf jene Politiker, die den Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet hatten. Dies führte zu politischen Morden unter anderem an den Politikern Walter Rathenau und Matthias Erzberger und bildete eine Hypothek für die junge Weimarer Republik.
Nach dem überraschenden Tod von Reichspräsident Friedrich Ebert wurde Hindenburg 1925 zu seinem Nachfolger gewählt. Er ist damit bislang das einzige vom Volk direkt gewählte deutsche Staatsoberhaupt und verkörperte in politisch unruhigen Zeiten für Viele Sicherheit und Stärke. Sehr schnell wurde deutlich, dass Hindenburg keine Wiederherstellung der Monarchie anstrebte. Hindenburg war kein Monarchist, kein Konservativer und auch kein Demokrat. Er war vom politischen System her nicht festgelegt und arrangierte sich mit den jeweiligen Verhältnissen. Sein oberstes Ziel war die Einheit der deutschen Nation. Er nutzte dabei die Möglichkeiten, die ihm die Weimarer Verfassung einräumte. Seit 1930 regierte er zunehmend mit Notverordnungen und Präsidialkabinetten. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 unterstützten die demokratischen Parteien eine Wiederwahl Hindenburgs gegen Hitler und den Kommunisten Thälmann. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg nach langem Zögern Adolf Hitler zum Reichskanzler. Damit setzte er eine Entwicklung in Gang, die binnen weniger Monate zur Errichtung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft führte. Dabei waren mehrere Faktoren ausschlaggebend: Hierzu zählte nicht nur die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und die Aufhebung von Grundrechten, sondern genauso die Mehrheit im Reichstag, die im März 1933 dem Ermächtigungsgesetz zustimmte und die Zerstrittenheit der politischen Parteien, die ein Regieren kaum mehr möglich machte und die Wähler in großer Zahl in die Arme der Nationalsozialisten trieb.
Gleich nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler bemühten sich die Nationalsozialisten, auch die bürgerliche Mitte für ihre Bewegung zu gewinnen. Sie wollten dabei vom hohen Ansehen Hindenburgs profitieren, indem sie ihre Nähe zu ihm und ihre Verehrung für ihn öffentlich demonstrierten. Dies geschah durch den „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 und in vielen Städten Deutschlands durch Straßenumbenennungen. So auch in Metzingen. Der gleichgeschaltete Gemeinderat beschloss am 1. Mai 1933, die Bahnhofstraße in Hindenburgstraße, den Lindenplatz in Adolf-Hitler-Platz und das Volksschulgebäude in Hindenburgschule umzubenennen. Der Adolf-Hitler-Platz wurde 1945 wieder in Lindenplatz und die Hindenburgschule 1996 in Sieben-Keltern-Schule umbenannt. Eine Umbenennung der Hindenburgstraße lehnte der Gemeinderat 2022 mehrheitlich ab und beschloss stattdessen, als Beitrag zur historisch-politischen Bildung eine Erläuterung an den Straßenschildern anzubringen.
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